Schon einmal Angst gehabt, eine wichtige Erfahrung oder ein bestimmtes Ereignis zu verpassen? Diese Angst nennt sich FOMO – Fear Of Missing Out – und gerade in der Welt von Social Media ist sie allgegenwärtig.
FOMO wird gefördert durch den scheinbar unendlichen Informationsfluss im Internet und die Möglichkeit, digitale Nachweise zu jedem noch so kleinem Geschehnis online zu teilen. Der digitale Vergleich mit anderen ist nur einen Klick entfernt.
Doch was genau verbirgt sich hinter FOMO, was sind die psychologischen Mechanismen dahinter, und wie kann man damit umgehen?
Was ist “FOMO – Fear Of Missing out”?
FOMO beschreibt die Angst, eine wichtige Erfahrung, eine Gelegenheit oder ein Ereignis zu verpassen, während andere es erleben. Dabei handelt es sich um eine Form sozialer Besorgnis, die oft mit Unsicherheit, Neid und Unzufriedenheit einhergeht.
Beispiele für die Angst, etwas zu verpassen, findest du im sozialen sowie im beruflichen und wirtschaftlichen Kontext. Vielleicht findest du dich sogar in einem der folgenden FOMO-Szenarien wieder:
- Freunde teilen via Social Media quasi live wie viel Spaß sie gerade im Moment auf einer Party, auf einem Konzert oder im Urlaub haben. Besonders wenn du gerade selbst keinem aufregenden Alternativprogramm nachgehst, fühlt es sich an, als würdest du etwas verpassen und nicht dazugehören.
- Irgendein Online-Shop zeigt dir mal wieder an, dass von dem Produkt, was du gerne haben willst, nur noch eine geringe Anzahl verfügbar ist. Klar, dass du nicht leer ausgehen willst!
- Auf LinkedIn taucht der neue Post eines ehemaligen Kollegen oder einer ehemaligen Mitschülerin auf, der zeigt, wie der nächste Schritt auf der Karriereleiter getätigt wurde. Da liegt es nahe, dass du hinterfragst, wo du im Beruf stehst und ob du gleichauf mit deinen Bekannten bist.
Wie funktioniert FOMO?
Das Phänomen FOMO basiert auf gleich mehreren psychologischen Mechanismen, die vom sozialen Vergleich über die Verlustaversion bis zu unserem Belohnungssystem reichen.
Menschen neigen dazu, Dinge im Rahmen von Referenzen zu bewerten. Genauso verhält sich das auch mit dem eigenen Leben im sozialen Vergleich mit anderen. Wenn wir den Eindruck haben, dass wir in wichtigen Aspekten des Lebens weniger erreichen – also weniger aktiv sind, weniger von der Welt sehen, weniger mit Freunden erleben, usw. – kann das zu Unzufriedenheit und Stress führen.
Aber auch die Art und Weise wie das Verpassen (Missing Out) von uns empfunden wird, spielt eine Rolle bei FOMO. Im Sinne der Verlustaversion kann der Schmerz um ein verpasstes Erlebnis die Freude über eine bereits gemachte Erfahrung überwiegen. Aus diesem Grund wollen wir das Gefühl des Verpassens so sehr vermeiden.
Von der anderen Seite betrachtet spielen auch Dopamin und unser Belohnungssystem eine Rolle bei FOMO. Unter ständiger Informationsflut über alle die möglichen Erlebnisse und Chancen da draußen in der Welt kann das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert werden. Unser Streben nach Bestätigung und neuen Reizen möchte schließlich befriedigt werden. So kann die Fear Of Missing Out als Motivation wirken.
Was tun bei akuter FOMO?
Bei dem, was alles uns herum passiert und angeboten wird, ist es einfach in FOMO zu verfallen. Abhilfe können hier ein paar Strategien im Umgang mit FOMO bieten:
- Bewusstes Konsumieren von Social Media: Wenn du nicht weißt, was du gerade verpassen könntest, kannst du auch keine Angst vor dem Verpassen haben. Manchmal ist es besser schon an dieser Stelle anzusetzen und gar nicht erst von all den potenziellen Ereignissen und Erlebnissen zu erfahren.
- Relativierung des sozialen Vergleichs: Social Media ist nur ein Ausschnitt aus dem Leben und auch persönlich erzählte Geschichten sind oft aufgebessert. Wenn du dir das regelmäßig vor Augen hältst, kann das helfen, zu verstehen, dass die besten ausgewählten Aspekte der Leben anderer uns zur Fear Of Missing Out verführen. Hingegen werden die ganzen weniger aufregenden Dinge eben nicht so präsentiert.
- Prioritäten setzen: Nichts verpassen wollen ist die eine Sache, aber sich darüber im Klaren zu sein, was für einen Wert das Verpasste für einen hat, ist die andere. Welche Aktivitäten und Erlebnisse sind für dein eigenes Wohlbefinden wirklich wichtig? Klarheit darüber kann die Angst, etwas doch nicht so wichtiges zu verpassen, vermeiden und Druck rausnehmen.
- Achtsamkeit und Dankbarkeit: Statt sich auf das zu konzentrieren, was man verpasst, kann es helfen, den Fokus auf die positiven Aspekte des eigenen Lebens zu richten. Welche schönen Erinnerungen hast du kürzlich gesammelt? Auf welches anstehende Ereignis freust du dich?
Fazit: Mal aussetzen ist okay
Die Angst davor, Dinge zu verpassen, kennt wahrscheinlich jeder. Vor allem online durch die Flut von Eindrücken, Status-Updates und Ereignissen aus dem eigenen Netzwerk und vom Rest der Welt, hat wohl niemand so gar keine Berührungspunkte zu FOMO.
Natürlich ist es individuell inwiefern man sich von FOMO einnehmen lässt. Was aber hilft mit den psychologischen Mechanismen wie dem sozialen Vergleich, der Verlustaversion und der Aktivierung des Belohnungssystems umzugehen, ist – wie so oft – eine bewusste und reflektierte Handhabe mit dem Phänomen Fear Of Missing Out. Dabei kommt es darauf an, zu wissen, was dir wirklich wichtig ist, was du eigentlich schon hast und wie viele Ansatzpunkte du FOMO in deinem Leben überhaupt gibst.
Quellen
- Clark, L. (2019). Decision-Making and the Neuroscience of Reward Processing. Nature Reviews Neuroscience, 20(8), 484-498.
- Festinger, L. (1954). A Theory of Social Comparison Processes. Human Relations, 7(2), 117-140.
- Przybylski, A. K., Murayama, K., DeHaan, C. R., & Gladwell, V. (2013). Motivational, Emotional, and Behavioral Correlates of Fear of Missing Out. Computers in Human Behavior, 29(4), 1841-1848.
- Tversky, A., & Kahneman, D. (1991). Loss Aversion in Riskless Choice: A Reference-Dependent Model. Quarterly Journal of Economics, 106(4), 1039-1061.






