Kennst du Menschen, die ein Problem damit haben “Nein” zusagen und es allen immer recht machen wollen? Oder bist du vielleicht selbst so?
Menschen mit diesem Verhalten werden oft als “People Pleaser” oder in bestimmten Zusammenhängen als “Pushover” bezeichnet. Doch warum kümmert es “People Pleaser” so sehr, dass die Bedürfnisse anderer versorgt sind? Und welche Folgen hat dieses Verhalten für die psychische Gesundheit?
Was ist ein “People Pleaser?”
Ob im Job, in der Familie oder in Freundschaften: “People Pleaser” haben oft das Gefühl, ihre eigenen Wünsche zurückstellen zu müssen. Der Begriff “People Pleaser” beschreibt im Kern eine Person, die lieber der Bedürfniserfüllung anderer nachkommt, als die eigene abweichende Bedürfnisse zu verfolgen. Das geht soweit, dass negative Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität daraus folgen können.
Ein Beispiel aus dem beruflichen Kontext wäre, wenn du zustimmst, zusätzliche Arbeit zu übernehmen, obwohl du mit deiner eigenen Arbeit bereits völlig ausgelastet bist. Die Interaktion mit deinem Chef dazu würde durch dein einfaches “Ja” enden und es gäbe wahrscheinlich keine Diskussionen oder Konflikte, aber im Nachhinein wärst du durch die Mehrarbeit zusätzlich belastet.
“People Pleasing” ist nicht unbedingt ein Symptom eines geringen Selbstbewusstseins, auch wenn “People Pleaser” für sich selbst nicht unbedingt einstehen. Bei besonders starker Ausprägung kreisen die Gedanken konstant darum, wie man seinem Gegenüber am besten entgegenkommen kann. Anders als bei sozialen Verhaltensweisen wie Höflichkeit oder Hilfsbereitschaft, die intrinsisch und aus eigener bewussten Entscheidung entstehen, basiert “People Pleasing” auf Angst, Zwang, Transaktion und Ausweichverhalten.
Psychologische Hintergründe: Warum werden Menschen zu “People Pleasern”?
Für “People Pleasing” gibt es vom Bedürfnis nach Anerkennung und Zugehörigkeit bis zur Angst vor Konflikten und Ablehnung oder auch erlerntem Verhalten aus der Kindheit verschiedenste Gründe. Die gemeinsame Basis bildet dabei die soziale Komponente und die mangelnde Fähigkeit, eigene Grenzen zu etablieren.
Als soziale Wesen ist das Bedürfnis nach Anerkennung und Zugehörigkeit tief in uns verankert. Für „People Pleaser“ wird die Bestätigung durch andere oft zur Hauptquelle des Selbstwertgefühls. Sie glauben, dass sie nur dann geliebt oder akzeptiert werden, wenn sie die Erwartungen anderer erfüllen. Das entspricht auch dem Gedanken einer Transaktion: Ich tue alles für dich und hoffe, dass du mich im Gegenzug anerkennst oder zumindest wahrnimmst.
Viele „People Pleaser“ haben eine ausgeprägte Angst vor Konflikten oder davor, abgelehnt zu werden. Sie vermeiden es, „Nein“ zu sagen, weil sie befürchten, dass das zu Spannungen oder sogar zum Verlust von Beziehungen führen könnte. Für einen “People Pleaser” ist das Harmoniebedürfnis und die Angst vor Konflikten eine größere verhaltenssteuernde Kraft als die eigene Selbstverwirklichung und Bedürfnisbefriedigung.
Oft hat das „People Pleasing“ seine Wurzeln in der Kindheit. Wenn Kinder lernen, dass sie nur dann Liebe und Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich anpassen oder bestimmte Erwartungen erfüllen, kann sich dieses Verhalten bis ins Erwachsenenalter fortsetzen.
Folgen des „People Pleasing“ im Alltag & Berufsleben
Ständig die Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen, kann zu emotionaler Erschöpfung und sogar Burnout führen. „People Pleaser“ fühlen sich oft ausgelaugt und überfordert, weil nach der Umsorge fremder Bedürfnisse keine Ressourcen für die eigenen übrig bleiben.
Wer immer „Ja“ sagt verliert den Kontakt zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Langfristig kann das zu Unzufriedenheit und einem Gefühl der Leere führen. Zudem haben „People Pleaser“ oft Schwierigkeiten, klare Grenzen zu setzen. Das kann dazu führen, dass sie ausgenutzt werden oder in ungesunde Dynamiken geraten.
Unsere Gesellschaft belohnt oft angepasstes Verhalten und stellt Harmonie über individuelle Bedürfnisse. So kann das „People Pleasing“ verstärkt werden und es wird erschwert, sich davon zu lösen.
Strategien, um das “People Pleaser”-Muster zu durchbrechen
Der erste Schritt zur Veränderung ist das Erkennen des eigenen Verhaltens. Frage dich: Warum sage ich immer „Ja“? Was würde passieren, wenn ich „Nein“ sage?
Wenn du durch Selbstreflexion festgestellt hast, wo du entgegen deines Willens und zugunsten anderer handelst, folgt das Ausloten deiner Grenzen. Auch hier muss zuerst von dir selbst festgelegt werden, wo deine persönlichen Grenzen sind. Das ist ein Erkenntnisprozess und das Durchsetzen deiner eigenen Grenzen ist vor allem ein Lernprozess. Schritt für Schritt kannst du durch das bewusste Setzen von Grenzen und “Nein” als neue Antwortmöglichkeit deinen Raum zur Selbstbestimmung wiedergewinnen.
Das ist natürlich nicht einfach und besonders in schon länger bestehenden sozialen Gefügen kann das zu Irritationen führen. Denn warum bist du auf einmal nicht mehr der vermeintlich “fürsorgliche Helfertyp”? Aber da musst du durch. Manchmal ist es hilfreich, sich professionelle Unterstützung zu holen, zum Beispiel in Form von Therapie oder (professionellen) Coachings. Ein Psychologe kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen des „People Pleasing“ zu verstehen und mit dir neue Verhaltensmuster zu entwickeln.
Fazit: Setz dich an erste Stelle
„People Pleasing“ mag kurzfristig Harmonie schaffen, langfristig führt es jedoch zu emotionaler Erschöpfung und Unzufriedenheit. Es ist wichtig, zu lernen, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und Grenzen zu setzen. Denn nur wer gut zu sich selbst ist, kann auch wirklich gut zu anderen sein.
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Quellen
- Bornstein, R. F. (2010). The dependent personality: Developmental, social, and clinical perspectives. Psychological Bulletin.
- Bowlby, J. (1988). A secure base: Parent-child attachment and healthy human development. Basic Books.
- Maslach, C., & Leiter, M. P. (2016). Burnout: A brief history and how to prevent it. Annual Review of Psychology.
- McGregor, I., Nash, K., & Prentice, M. (2013). Approach and avoidance in moral conflict. Journal of Experimental Social Psychology.






